Costa da Morte und wenig Wind: von A Coruña nach Vigo


Die „Costa da Morte“ („Todesküste“) ist der Name des zwischen Malpica westlich von A Coruña und dem Cap Finisterre („Ende der Welt“) gelegenen Teils der Küste von Galizien. Ihren Namen erhielt sie wegen der schwierigen Bedingungen für die Seefahrt, den daraus resultierenden häufigen Schiffbrüchen und vielen  verunglückten Seeleuten. Verstärkt wird dieser Ruf speziell für Sportboote noch durch die seit 2020 vermehrt auftretenden Attacken von Orcas gegen Segelyachten insbesondere ab September. Die Orcas wandern im Laufe des Sommers mit ihrer Lieblingsspeise, dem Thunfisch, vom westlichen Mittelmeer die portugiesische Küste hinauf bis in die Biskaya. Eigentlich war unsere Strategie deshalb im August, noch vor dem Eintreffen der Orcas, um das Cap Finisterre zu segeln. Aber durch den fast vierwöchigen Zwangsaufenthalt in A Coruña wegen der Motorreparaturen hatte sich dieser Plan leider erledigt.

Nach zwei kurzen Probefahrten in der Bucht von A Coruña und einer etwas längeren Probefahrt nach Sada und zurück hatten wir den Eindruck, dass der Motor endlich erfolgreich repariert wurde und wir uns nach fast vier Wochen Zwangsaufenthalt wieder auf den Weg machen konnten. Am 11.09. starteten wir bei wenig Wind unter Motor. Die neue Anti-Orca-Strategie: dicht unter der Küste im flachen Wasser bei 20 – 40 Metern Wassertiefe bleiben, in die Buchten hineinfahren und nicht den kürzesten Weg suchen. Die allermeisten Orca-Begegnungen treten nämlich in eher tiefem Wasser auf. Und weil wir nicht alleine waren, sondern zusammen mit anderen Segelbooten gestartet sind, blieben wir immer näher an der Küste als mindestens ein anderes Boot nach dem Motto: du musst nicht schneller laufen als der Löwe, um zu entkommen, sondern nur schneller als mindestens ein anderes potenzielles Opfer 😂 Mittags nahm der Wind dann etwas zu und drehte auf Südwest, so dass wir Segel setzen und eine wunderbare Kreuz eng entlang der Küste nach Muxia segeln konnten, ohne Orcas, aber dafür wieder mit unseren Delphinfreunden!

Muxia war nur als kurzer Zwischenstopp auf dem Weg um Cap Finisterre geplant, entpuppte sich dann aber als echte Überraschung im positiven Sinn. Gelegen auf einer Halbinsel bietet es einen schönen Hafen mit malerischer kleiner Altstadt (gute Eisdiele 🍦) und einem tollen Ausblick und Sonnenuntergang mit Instagrampotential. Gut, dass das von den üblichen „Instagrammern“ anscheinend noch niemand mitbekommen hat, dadurch war der Besucherandrang nicht hoch.

Von Muxia ging es am nächsten Tag wieder bei wenig Wind weiter „um die Ecke“ zum westlichsten Punkt Spaniens, Cap Finisterre. Es ist nicht Cap Hoorn, aber trotzdem ein tolles Erlebnis, diesen Punkt zu passieren und endlich Richtung Süden unterwegs zu sein. Als abendliches Etappenziel haben wir uns für Muros entschieden. Als dort der Hafenmeister Pedro feststellte, dass wir den gleichen Vornamen hatten, waren wir gleich „per Du“ und beste Freunde und er bemühte sich nach Kräften, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Auch Muros ist einen Besuch wert, insbesondere der kleine versteckte Strand nördlich des Hafens.

Der 13. September schenkte abwechslungsreiches Wetter, erst eine schöne Backstagbriese, dann Böen bis 24 Knoten. Zum Schluss schlief der Wind wieder ein und der Motor kam zum Einsatz bis nach Bayona. Die Zahl 13 brachte uns auch kein Orca-Unglück, anscheinend hat unsere Strategie der Küstennähe und das Verstecken hinter den Inseln gut funktioniert. Am gleichen Tag kam es nämlich etwas weiter südlich vor Figuera zu einer Orca-Attacke auf ein Segelboot.

Bayona war eher enttäuschend. Im Monte Real Club de Yates wollte man uns gar nicht haben, sondern hat bei unserer Anfrage per Funk behauptet, der Hafen wäre voll. Wie sich später herausstellte waren diverse Boxen noch frei. Im Puerto Deportivo Bajona wurden wir herzlich willkommen geheißen. Allerdings ist der Hafen in schlechtem Zustand: Löcher in den Stegen und die Toiletten und Duschen sind praktisch unbenutzbar. Vielleicht war der Hafen deshalb so preiswert…

Da für die nächsten Tage Regen und sehr viel Wind aus Süd angesagt wird, haben wir uns am nächsten Morgen nach Vigo verholt in den Real Club Nàutico Vigo. Hier lässt es sich ein paar Tage aushalten direkt an der Altstadt, mit großem Schwimmbad und Clubrestaurant. 

Heute (16.09.) konnte ich der Clubjugend hier zusehen, wie sie mit sechs 420-er Jollen und zwei Begleitbooten bei viel Wind zum Training hinaus in die Bucht von Vigo gefahren sind. Ein sehr nostalgisches Gefühl: vor genau 45 Jahren habe ich auf dem gleichen Bootstyp am Baldeneysee in Essen beim Segel Team Baldeney (stb) richtig segeln gelernt mit Trapez und Spinnaker. Ist das wirklich schon sooooo lange her? Ich glaube, ich muss dringend mal wieder Jolle segeln 🥰


4 Antworten zu “Costa da Morte und wenig Wind: von A Coruña nach Vigo”

  1. Wie schön, dass alle Reparaturen nun endlich erfolgreich erledigt sind und Ihr Euch einfach wieder von Wind und Wellen leiten lassen könnt!

    Wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht und wünschen Euch bis dahin eine tolle, entspannte und nicht zu stürmische Segelzeit.

    Liebe Grüße
    M+E

  2. Goedendag
    Wat weer een heerlijk verhaal,een studie er bij.Hier is het einde van het seizoen in zicht.
    We hebben gelukkig nog een paar geweldige weken gehad,nu blijven we op de thuishaven Workum,af en toe nog 1of 2dagen weg.
    Gaat jullie goed!!!!👋👋👋🥰🥰🥰🍀🍀🍀

  3. Hallo Ihr beiden,
    danke, dass Ihr uns mitnehmt auf die Reise, Abenteuer miterleben lässt und schönes und herausforderndes mit uns teilt.
    So kann mancher Tag im Homeoffice doch mit dem Geschmack und Geruch des Atlantiks verbunden werden, wenn die Gedanken fliegen.
    Weiterhin alles Gute und genügend Wasser unterm Kiel und keine See-Elstern am Ruder!

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